Ins Freie by Lodge David

Ins Freie by Lodge David

Autor:Lodge, David [Lodge, David]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-01-23T05:00:00+00:00


Don erwies sich als guter Stadtführer, und als Timothy abends mit Kate zusammen war, mußte er seine neuerworbenen Kenntnisse sofort anbringen.

— Ich hatte ganz vergessen, daß ja Heidelberg eine große Rolle im Dreißigjährigen Krieg gespielt hat, erzählte er beim Essen. Das haben wir nämlich mal in Geschichte durchgenommen, in der Mittelstufe.

Sie aßen im Headquarters Club und wollten hinterher zum Bingo.

— Welcher Krieg war das?

— Im siebzehnten Jahrhundert, es ging darum, wer das Heilige Römische Reich beerben sollte. Katholiken gegen Protestanten.

— Und wer hat gewonnen?

Timothy überlegte.

— Eigentlich keiner.

— Das ist offenbar in allen Kriegen gleich, sagte Kate.

— Aber den letzten haben wir doch gewonnen.

— Manchmal habe ich da so meine Zweifel... Jetzt, sechs Jahre später, stellen wir uns an der Seite Deutschlands gegen Rußland. Was willst du als Nachtisch? Eis? Das Maple Walnut ist gut.

— Friedrich V. von der Pfalz, zu der auch Heidelberg gehörte, war nämlich Protestant, und die böhmischen Protestanten wollten ihn zum Kaiser machen. Damit fing der Krieg an. Friedrich war der Schwiegersohn von unserem Jakob VI., er hat dessen Tochter Elizabeth geheiratet. Deshalb heißt ein Teil vom Schloß der Englische Bau, den hat er für sie errichten lassen.

— Himmel, was du alles weißt, Timothy...

— Das hab ich alles von Don.

— Nett, daß er sich die Zeit genommen hat.

— Weißt du, Kate, sagte Timothy zögernd, ich glaube, Don ist ein bißchen in dich verknallt.

Sie lächelte. Wie kommst du denn darauf?

— Er hat gesagt, daß er uns mal abends einladen will. Uns beide. Ich habe ihm versprochen, daß ich mit dir drüber rede.

Kate runzelte leicht die Stirn.

— Das ist eine etwas dumme Situation...

— Wieso?

Ja, weißt du, ich habe hier meinen eigenen Kreis, und in den paßt Don nicht so recht hinein.

— Und warum nicht?

— Ja, wie soll ich dir das erklären... Also zunächst mal ist er gewissermaßen nach wie vor ein GL Ich weiß, er ist entlassen, aber in Heidelberg hängt ihm das noch an. Wenn ich ihn in unseren Kreis einführe, trifft er bestimmt alle möglichen Leute, Offiziere und so, die früher mal Vorgesetzte von ihm waren, das ist für keinen der Beteiligten sehr angenehm. Heidelberg ist in dieser Beziehung eine richtige Kleinstadt. Und dann glaube ich auch, daß er nicht viele Gemeinsamkeiten mit uns hat. Wir sind keine Intellektuellen, bis auf Vince vielleicht, und er ist nicht das, was man... Jedenfalls würde ich es mir zweimal überlegen, ehe ich mit Don ausgehe. Ich würde mich ja kaum trauen, den Mund aufzumachen aus lauter Angst, den Dreißigjährigen Krieg ins falsche Jahrhundert zu packen. Jetzt iß dein Eis, sonst kommen wir zu spät zum Bingo.

— Bingo... Was ist das überhaupt?

Es stellte sich heraus, daß Bingo ein Spiel war, das er unter dem Namen Housey Housey kannte, aber aufregender und raffinierter, der andere Name war durchaus passend. Die Teilnehmer saßen an Tischen, an denen Essen und Getränke serviert wurden, und auf der Bühne türmte sich ein glitzernder Berg teurer Preise: Kühlschränke und Radios und elektrische Toaster und Spielsachen und Schnapsflaschen. Sie gewannen beide nichts, und Kate war enttäuscht.

— Vielleicht haben wir am Samstag in Baden-Baden mehr Glück.



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